Peter Hauger, “Mit geischtige Ohrwaschln”
Am Hoachaltor lahnt de russische Ikone von der Flucht nach Ägypten. Maria hockt mit dem kloan Kindl afm Esel, derweil Josef dem Viech zärtli öppes in sein langs Ohrwaschl innivischpert und es mit der Hand ganz liab hinterm andern krault.
Auf morsche Kniea liegn uralte Biacher und flennen ihre Zeiln inbrünschtig in des gweichte Stadsein unterm groaßmächtign Gwölb vo dera Stiftskirchn. Wia bam Rosnkranz rutscht oa Blattl nåchm åndern durch de zittrign Händ. Die Seiten schmeckn nach Weihrauch. Im Schein vo etlane augschtellte Kerzn losn sie mit augreckte Ecken dem leisn Seufzn vo dem Blåsbalg. Müahsam quält si de Luft durch den Röhrenwald der antiken Orgel. A åndächtigs Pfeifen flutscht außer vo de zinnernen Lippn. Bruckners Geischt schtåpft mit gwåltigm Gedröhne zwischen eherne Säuln mit herrlichn Kapitelln, durch des Kirchenchiff aufi, in die Absis.
Zem obn dringt zwischen graue Mönchsbärt a Choral virrer, rutscht über de schwårzn Kuttn obi und verkriacht si im pråchtvolln Schnitzwerk vom Chorgschtüahl. Ehrfurchtsvoll råschln die Seiten der Gebetsbiachr im Hauch der Veschperpsålmen.
So mancher Esel, in de Augen der Welt, håt in dene Biacher scho glesn, åber ån derene Ohrwaschln hängen koane Vierhaxetn Viecher, na, de gheahrn zu goldumråndete Blattln, bedruckt mit ehrwürdige Buachschtobn. Koschtbare Initialen schmücken den Ånfang der Kapitel.
De Eselsohren werdn vo gichtige Finger zärtli und lieabvoll glått gschtrichn. Ihr Lebn håben de åltn Pater hingebn fürs höchschte Ziel vo ihre weitsichtign Augn. Ihr Schaugn dringt hinter des gånze Zeig vo dera Welt und insrer Zeit. Die Weisheit vom Ålter krönt ihre leschtn Jåhr in am sinnerfülltn Dåsei.
Mit die Ohrwaschln ihrer Seeal losns, af des, wås ihr Hergott ihmene sågg und håltn sei Wort lebendig in ihre Herzn, mitten in dera Welt, de si so schwar tuat, auf de Stimm zu hearn.