Leopold Schöllhuber, “A Verruckte”
Was s’ da vom Balkon obaschreit, versteht koana.
Unser Sprach hat s’ nia glernt, und wer woaß, ob des net eh a Phantasiesprach is.
Sie lebt ja ah in ana eigenen Welt, seit s’ vom Kriag gfressn und va die Soldatn wieder ausgspuckt wordn is. Dabei hat s’ des Glück, daß s’ ihr Mann mit auffa gnumma hat, sie hat sogoar a eigenes Zimmer in der Wohnung va eam und seiner neichn Frau, dera machts nix aus und Platz is ah. ‘s Krankenhaus bhalt s’ sowieso net auf Dauer.
Hie und da traut se sih ah oba und stellt sih in d’ Wiesn beim Spielplatz, so steht s’ dann stundlang und schaut auf was, des netta sie siagt. Nur manchmoi reißts ihr a lauts Schimpfn wia am Balkon aussa, daß sih die kleanan Kinder fiachtn. De gressan kennan s’ scho und wissn, daß s’ nix tuat. D’ Eltern regn sih ah nimma auf. Wann oas va ihre eigenen Kinder in der Nähe is, weists es dann auffi. Sie schaut Fotos va dahoam an. Die junge Frau auf den Fotos is schlank und fesch, oft lacht s’. Sie lacht nia, dafia woant s’ oba ah nimma.
In ihr san koane Liader mehr und koane Tanz. Ausglöscht und dastickt.
Nur va Zeit zu Zeit wird in ihr was lebendig, mit dem s’ nix anfangen kann, und dann steht s’ am Balkon und schreit obi.