1. Preis: “Mei Zeithammer”
von Josef Kettl
Da bin i also meina Zeit an Schrittweit davan.
Gern haltat i im Zruckschaun mei Vogesslichkeit als vollgschriebns Biachel in Händn, do es falln grad lose Blattl auf de staubige Erd vor meina. Lose Blattl mit ausgfranste Bindfadn, als hätts wer aus oan Buachruckn aussagschlagn mit schware Händt.
„Des wari“, sagt er, „i, dei Zeithammer, der di zeitnweis durch Mond und Sunn schlögelt!“
„Des hätt net sein miaßn“, war mei Antwort drauf. „Mei Biachel kannst wohl z’renna, mi aber net in meina Zeit. A wann i irwin net gschäftli gnua war an manche Tag in Stund zwischn Stund am Roa vo den was gwen is in stade Tag. Dort wo mei Volanga in de Iatzeit eingstiegn is mit handfeste Umarmunga, de wieder schwimmat voschwundn han, wia der spiaglate Farbtupfa in da Flußmittn vom Lebm“.
„Zwegan z’schlagn bin i a net da“, moant drauf er, mei Zeithammer, „aber vielleicht zwegan eintrichtan, zwegan anschlagn auf a Glockn, de di munta macht. Wei wann de Zeit in dir is und du in da Zeit bist, wann de Zeit da Weg is und da Weg ’s Zül, dann bist du am Weg, allwei und ewig und kimmst do nia an. Drum z’schlag i dir irwin ’s Zifferblattl deina Uhr in zwoa Teil, dass de Zoaga wia abbrochane Dürrastl am Bobm liegn auf deina Allee, de di endsweit furttragt“.
Mag vielleicht schan sein, sinnier i für mi dahi. De Tag’ han oft vom Wind oana trawign Zeit furttriebm wordn. I bi nebm mir selm auf meina Roas untawegs gwen und ’s Ankemma hab i wia a zuagsperrts Türl vor meina hergschobm. Dabei war alls Zeit, de in dera Zeit gwen is. War Zeit und jede Stund für eam selm Lebm. War Spül, Tram, Muntersei und a nebnbei hidenkts Wort, des mi allwei wieder weidabracht hat. Manchmal aussi aus oana Kammer, irwin hi zu oan schmaln Steig. Es war, als war alls des vom Anhebm an vorausdenkt, zu den Bild wordn, wias higspiagelt schan lang vor meina gleucht hat.
„Iat steigst mir schen langsam nahata in mei Welt eina“, moant dadrauf mei Zeithammer.
„Jede Zeit is irgendwo allwei wieder a neicha Anfang. A wannst netta durch a Seitntür aussigehst, hi zum Platz, auf dem alls g’sammelt durtliegt, was oamal war, damit des scheinbar für di neiche wieder kemma kann, netta in andana Farbm, andane Vorzeichn und in an andan Liacht.
Und den Platz, den schlag da i a allwei wieder frei!
Wia plötzli liegt dann a lange Zeit aufm Tablett vo an gwehnlichn Tag und du bist net gricht. Es dalebt ja eigentli a dann koa Stund mehra Liacht wia an de friaran Tag. Amend a weng wenga Schattn vo dera roasatn Welt, de di eh allwei wieder einholt und überholt.
Für so an Tag z’schlag i dir de Stoa auf deine Weg, damits d’ an guatn Schritt finden kannst im Maß vo an Atm, der di tragt.“
„Aha, des tuast du also für mi, mei liaba Zeithammer. So gfallst ma schan a weng bessa“, sag i drauf. „Aber du bist net mei Zeit, bist net des, was grad is, und des, was kemma wird. Du kannst ma grad d’ Weitn in mei Lebnsfeld schlagn und drum a a Weitn in mei Zeit. In oan vo da Sunn tragna Schaun über Hügeln, Mugeln, Dörfer und Wiesn hi bis über de Grenzn vo mein Gsichtskroas aussi, durt wo im Dunst vo Wolkn des Grea in Hellblau gwandlt wird, an Himmel aufsteigt, wo’s koa Grenz mehr kennt.
Dann wird de Zeit nimma gschlagn, sondern gweist. Net in des endlos hidenkte vo oana Menschnseel, sondern higlenkt in de mannigfache Wiederkehr vo schene Tag und Stund, a wann des, was wir End nennan auf dera Welt da, a Ablaufdatum tragt.
„In der Weis kimmst ma a weng z’gah und glangst ma a weng z’weit eini und umi hintan Umschlag vo mein z’schlagna Biachel“, mahnt mi mei Zeithammer. „De Zeit, de dir so wichti is, is ja grad a Spiaza ins Meer vo da Ewigkeit. De Tropfn Bluat aus deine Adern vo dein Dasei vofarbn net amal gring den Becher, den oana in Händn halt. Du bist netta da Hofnarr vo dein eigna Königreich. Vielleicht irwin der Weise, der de Haspel im Webstuhl vo dein Dasei als Netz ohne Fadn webn mecht. Du kannst nix dahaltn. Oamal is alls, was du kriagt hast, gwen.“
„Des glaub i da gern, mei Zeithammer“, sag i zu eam, „drum mecht de i dahaltn, aber gleichzeiti weit danilegn. Schlag do a Loch in de Wändt vo meina Zeit und laß de frische Luft eina. Den Mief vo gestern kannst am Bodn z’bresln und vielleicht als Sam’ liegn lassn.
Di selm aba häng mit oana Schlaufn nebm des Fenster in d’ Welt und zruckaus zu mir.
Es wird a guate Zeit sein nebm dir und mit dir, wann ma uns gegnseiti weckan.“