3. Platz: Edeltraud Wiesmayr, “es is do net zspat”
geh drah di um
schau eini in d wöt
und glaub ihr, dass di moant
wann s lacht
es is net a so, dass i di net mecht, nimma mecht, net angreifn oder mit dir redn mecht, na, so is des net. du bist da, des siach i, schaust aus, so wia oiwei, a weng öda, des tuat der sach koan abbruch, na, im gegenteil, tuat ma guat, weil i bin ja a, so wia du, a wengal grau und gfoitalat, a wengal unförmig und schwarfällig, na, des iss net, mit dem lasst si lebm, de hoar lassn si farbm, so manches übertünchn, des tuat net weh, sag i da, des iss net. weng dem warst scho zum meng.
aber dass du iatzt auf oamoi redst wia dei achtzgjahriga vata, umanandatretst wia dei kranke muatta und den tag ummigeh lasst wia nix, na mei liaba, des begreif i net, des dapack i net, des daschnauf i net. da geht ma da atem aus vor lauter bewegungslosigkeit, da rennt ma de zeit davo vor lauter nixtoa, da vaschwindn ma meine tram vor lauter dustern. da tag is so schen und s joahr zoagt si so guat und mia kuntn toa ois ob dvögl für uns singatn, dsunn für uns am lautesten lachat, dfiass trogn uns und da kopf a. mia kuntn aufspringa und geh, weil s kloangeld endlich nimma durch fünf teilt werdn muaß und mia kuntn an am gwehnlichn wochatag beim wassa steh und de wölln zöhln, des gipfökreiz stürma und uns unta de fösn umarma. da hümmö tragat uns wann ma s vastandn, dass des lebm uns ghert, ja, ah uns, egal wia oid ma san, wia umtriebig und wia gscheit. s lebm ghert uns zum nehma und anfassn, zum einibettn und wachsn lassn. mei, so a lebm. und i mecht schöpfm und sprudln und tanzn und jubln solang s oafach geht, weil de zeit, de tag, wo s oan einidruckt kemman eh ungfragt, oiwei vü z schnö.
iatzt steht er da, der den i mecht, waun er tat, wiar i mecht und schaut valorn vor sich, klopft aufn baumstumpf, den vermorschtn, ziagt an recha nach, s laubat vom vorjahr, buckt si ums grempalat, des umanand liegt, und moant: mei, so vü mist. was soitst denn da tuan?
siachst do eh, des lebm is a oanzige katastrophm. kaum lass ma an winta aus, kimt er scho wieder, es is a oanzigs zaumroacha und roatn, was kimt, waun er kimt, da winta mit seina saukötn und nässn, mit seine hängatn tag. oiso na, sagt er und schlupft in de warme jackn eini, obwoi s draußn warm is, wei es friertn trotzdem, und s schnaufn, sagt er, is heit besonders vawegn.
er is da, des siach i, schaut aus, wia oiwei, a weng öda hoit ois vor vierzg joahr, aber des iss net. des is scho zum meng. des wos i gar net daleidn kann, was i wirklich vamiss, des kann ma net sehng.
des is des flackern und funkeln, der rebige blick, des kum scho und gemma, des toan ma und wüst? es is des wissn, dass ma kann und dass ma dran glaubt, des gspür, dass oahm de wöt ghert und ma mit ihr was anfanga kann, so, wia ma s vamag.
ja nia a so wia da vater, hat er nu vor a poar jahr gsagt und übern fernseher glacht, weil der gar so laut gschrian und da vater trotzdem gschlafn hat. um fünfi scho dvorhäng vurzogn und dann in dnacht einigwart, dass endlich vageht. oit, hat er gsagt, da vater, oit, hat sie gsagt, de muatta, oit werdn soit ma hoit net. und dann habms d tablettn gschluckt, zwoa hoibate vo de gelbm, oa ganze vo de länglichn und an löffe von saftl, dass ja weita geht, des lebm, des varruckte. und er, der bua, der heit dasteht und tuat ois wia se, hat gmoant, herts auf mit dem jammern, lasst s eich do net so geh.
iatzt foit er de zeitung zsaum, sovü glebts, so vü vagangenes. er hebt de tausend schlechtn nachrichtn auf, de s lebm scho in da fruah eischwärzn und unsan tag vasaun, legt s auf an stape statt dass ma s vahoazatn und raunzt se durch den wirbe vorm haus, den stau auf da straßn, de finanzkrise, de voigstopfte mülltonne und s genmanipulierte essn. mia sparn was ma kinnan, damit ma dann wenigstens, woaßt eh, irgendwann, wenigstens s begräbnis, des sauteure, zoin kinnan.
ja, mei liaba, es is net a so, dass i di net mecht, aber es is so, dass i des was du tuast, wiasd es siachst und wia du mit da wöt umgehst, wia du redst und wo s d hingehst, dass i des net vasteh.
dei grant und dei graunzat, dei ghetzat und graublat lassn nix mehr aufkemma, des bliarat und jubilierat. oder heast du was davo?
na, i kann s net vastehn. und wann ma was net vasteht, dann kann ma s net mögn, oiso goi, sei ma net bes, mir scheint, iatzt muaß i geh.
gehst mit?
weil wann du mittatst, dann kunnt ma nu schnö was daglaunga, mir kunntn s renna anfanga, ganz wurscht wohin. mir kunntn da wöt ihrn schattn nehma, sodass ma s sehng, wass ois hergibt, trotz oim. mensch, des warat schen.