3. Platz: Sigrid Birgmann, “Sei Zeit gibt’s nimma”
Sei Zeit gibt’s nimma
Da geht a, schwa am Stock gstützt, owa er geht. Da Buckl krump, owa do irgendwia aufrecht.
Nimmt langsam a poar Hoizscheitln und schlichts aufn Stoß.
„Wann ih aufhear zum oarbeitn, dann bin ih tot,“ sagt er und schlicht weida.
Er is scho so um de Neunzge. Owa oiwei is no so a Flackern in seine Augn wann a da von seim Leben dazöhlt.
Es is a Art vo Lebn, vo Überlebn, des stirbt wann er stirbt.
Stundnlang sitzt a vor sein oidn Zuahäusl, a poar Meter glei nebn da Bundesstraßn. Da dirre Birnbam hinter eam klammert sih ah no hoartnäckig ans Spalier da bröckladn Hausmauer.
Leise redt a vo de bliahradn Wiesn und Foider ringsum… damois. Hörts no ,d Grilln wanns
ziapt ham . S Zischen vo da Sensn, wanns durchs frische Gras gfoahrn is. Heit heast koa Zirpn und Zischn mehr. Heit heast nur an Autovakehr vo da Strassn. Nur d Berg san no durt wos oiwei scho woan. „Ohne Berg, kunnt ih net sei“ sagt a. Dazöht mit glanzade Augn wia oft a obn woa, auf de Gipfen. An jedn kennt a mitn Nam.
Iatz foaht scho lang a Seilbahn auffi. Braucht a net. Mag a net. Is oiss so anderst.
Trotzdem jammert a nia.
Zum bewundern, mit was für oana Hoartnäckigkeit er sei Leben meistert. A Lebn, a Welt
des lang scho nimma gibt.
„Wannst oid wirst, bist nimma vü wert“ sagt a. Des klingt owa net bitter. Sogoar a kloana
Schmunzler macht sih in seine Mundwinkln broat.
Buckt sih, nimmt a Scheitl und schlichts wieda aufn Stoß.