Da gfundne Hund
Von Helene Winter (Peuerbach)
Anfang de Siebzgajahr hab i als bluatjungs Dirndl auf da Gmoa zan arbeitn angfangt. Gschreckt wia i war, hab i ma zu meine drei fufzgjahrign Kollegn ned recht vü z’sagn traut. Zu da damalign Zeit hat ma als junger Mensch an gscheidn Respekt vor da ältern Generation ghabt hat.
Drum hab i ma in an nasskaltn Novembatag a des ned z’sagn traut, dass mei Nachbarndirndl de Evi und i um siebene in da Früah vorn Gmoahaus an junga Hund gfundn habn. Waschlnass is des Hunderl vor uns gsessn und hat uns mit seine liabn Knopfaugerl ganz treuherzig angschaut. Sofort habn ma verstandn was er uns sagn hätt wolln: „Helfts ma, i hab mi varennt, i möcht was zan fressn und irgendwo a warms Platzerl zan schlafn!“
“Woasst was”, hat d’Evi gsagt, “mir dahoam mechtn eh an junga Hund. Kunnst’n du ned derweil wo einisitzn und um zwölfe mit nehma hoam. Waun i vo da Schul zruck kim, hol i den Hund ab.”
I hab mi gfreit über de guade Lösung, hab sofort in Hund gschnappt und bi in Gmoa einimarschiert. In unsan Archiv hab i’n untan Tisch in dSchachtl mit de Putzfetzn einigsitzt, dass er’s sche warm hat. Da war vü Glumpat drin in den Kammerl, a ausrangierte Rechnmaschin, de Wahlurnen, alte Aktn und nu etla Sachan, de ma netta ab und zua braucht habn.
Gell Hunderl, legst di brav nieder, in dera Rumpelkammer fallst bestimmt ned glei wen auf.
Wia waun nix gwen wa, hab mi dann in dGmoastubn zu meiner eisern Schreibmaschin gsitzt und hab zan klempern angfangt.
Jeden Tag um achte hab i de Post und auf da Sparkassa de Kontoauszüg holn müassn. Den Tag hab i mi tummelt, dass i a nu schnell zan Zellinger-Kramer um a Hundsfuada renna kinna hab. Wia i zruck kema bi, hat aber da Hund scho glückselig gschlafn untern Schreibtisch.
Des passt, hab i ma denkt, so lang er koan Krawall macht, brauch i mi ned rantn.
So ungefähr um neune fangt da Sepp, des war da Buchhalter, der is am Schreibtisch vor mir gsessn, mitn Hans, des war da Sekretär, zan redn an.
„Hans“, sagt da Sepp, „i hab van Wick heit in da Früah an schen Fasan kriagt vo da gestrign Treibjagd, magst’n sehgn?“ Da Wick war mei dritter Kolleg und a Jaga. Der is ban Schreibtisch zwischen mir und in Sepp gsesssn.
„Ja freili“, brummt da Hans zruck, „zoag her, wo hast denn des Tauberl hänga?“
Da hab i ma nu gar nix denkt dabei und hab bei eahnan Gspracht gar ned richti zuaglost. Meine drei Kollegn habn öfter über was gredt, was mi damals als jungs Dirndl ned interessiert hat, wia in Sepp sein Molkereilehrzeit, in Wick sei Zeit als Lastwagnfahrer oder eahnare Kriagsgschichtn.
Erscht wia da Sepp zan Hans gsagt hat: „I hab den Fasan zerscht in Feuerdepot draussd hänga ghabt, aber dem Gspü hab i ned traut. Es kunnt oana de Tür offn stehn lassn und womigli andere Vicha über mein Fasan kema.“ Da hab i dann zan zualosn angfangt.
„Wo hast denn in Fasan iazt hintragn?“ hat da Hans weida gfragt. „Ins Archiv hab i’n sicherheitshalber einighängt“, hat da Sepp drauf gsagt.
Jessas, da hat’s mi aber grissn. Ins Archiv? Des is bled, hab i ma denkt, aber gsagt hab i a nu nix. Wird scho ned glei was passiern!
„Kimm, Hans“, hat da Sepp gsagt, „geh mit aussi, schau da des schene Vogerl an!“
Er hat voll Stolz zackig de Archivtür aufgrissn. In dem Moment is a Schwall Federn aussa pufft und eahm mittn ins Gsicht grissn. “Um Himmels willn, was is denn da passiert und wo kimmt denn auf oamoi des depperte Hundsviech her? Schau, dass d’ aussa kimmst, Hundskrüppl elendigs!”
Blitzschnell is mein Hund aussagfetzt und in Vorhaus auf und ab grennt, weil da Sepp ganz hysterisch umadumgfuchtlt hat.
Mi hat des schlechte Gwissn schwa druckt, iazt wars allerhöchste Zeit für mi zan beichtn! Kloalaut hab i de Hundsgschicht zuagebn.
Da Sepp hat ma mit an grimmign Gsicht zoagt, dass netta nu oa Haxerl aufn Fleischhakn hängt und alls andere vom Fasan mein Hund in Bauch hat.
Mir haben alle mitanand zan diskutiern angfangt, wer eigentli de Hauptschuld am ganzn Schlamassl hat.
Wia i vorbracht hab, dass da Sepp in Fasan nachn Hund in Archiv deponiert hat, da war i scho fast ausn Schneider. Wia ma daun nu eingfalln is, dass da Hund sozusagn als amtliche „Fundsach“ zan wertn is, weil er koa Markn um sein Hals ghabt hat, is in Sepp sein Gsicht scho freundlicha wordn.
Wia daun da Sekretär in seiner gradlinign Art nu festgstellt hat, dass da Fasan oder, bessa gsagt, des was vo eahm über bliebn is, a „reine Privatsach“ war und de Aufbewahrung vo an Sonntagsbratn da Gemeinde gar nix angeht, habn ma dann alle miteinander über de Viecherei im Amt netta nu glacht.