Veronika Schneider: “Freud hun…”
Freid hun, Mama mir Eisl essn geaht
„ Na dass dejs Madl, mei Mariannele amoul sou eppes zwejg bring. Schaug uh wos se froan schian Polschter gschtickt håt, und töpfert håt se a, a Bluamenvase afn Muttertoug. Dejs hat´s die vielen Joahr bei die Kloaschterschweschtern im Heim entn in Berglschlössl nia gejbm. I hun a sou a Freid, dass sa iatz bei der Lebmshilfe sou viel learnt. Na bei die Schweschtern hat´s dejs it gebm, dou hat se nia eppes Selbergmåchts mithoambroucht. Åber ´s Waschn mit der Rumpl und ´s Jäjtn, dejs håt se det a glearnt.“
Dej Woart hear i heint nou und ållm wenn i eppern af an Foahrradl mit drei Radlen und an groaßn Korb hintn oubm sich, nocha kimmb mar ´s Mariannele und ihr Mama, die Lena in Sinn.
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„Jå Mariannele heint måch mår an schian Ausflug. Jå tuasch die schwårzn Sunntigschuach und dejs Gwantl mit die roatn Bliamlen ulegn und ´s roate Jaggele. Die Schildkåppa dårfsch a ausetzn und a die Sunnenbrilla. Ja heint a die Sunnenbrilla. Ja Mariannele håsch recht, dej moug die Mama it, weil dej gfållt der Mama it bsundrigs. Åber du mogsch se gearn drum derfsch heint a die Sunnenbrilla ausetzn, dej dir dei Bruader Siggi aus Rom mitbroucht håt. Wia sogsch ållm? Die coole Sunnenbrilla.
So Mariannele, iatz giahn mår. Jå a Eisl giahn mår essn. Na lei miar zwoa, der Siggi fiahrt ins it. Na heint måchn lei miar zwoa a Ausfliegl, lei ´s Mariannele und die Mama. Lei miar zwoa. ´S Radl nemmen mår, weil nåcha giahn mår nou a Schtickl z´Fuass, weil i dir eppes zoagn muass. Na Mariannele, miar giahn scho it z´weit. Es isch jo a hoasser Summersunntig. Åber es gib a Überraschung nouchn Eisl essen. Do wearsch di gfrein. Na Mariannele muasch a bissl a Geduld houbm, dejs soug i dir nåcha, zersch foahrn mår eia ins Dårf a Eisl essn und nåcha soug i dår wos miar dårnouch tian.
Jå freilig derfsch heint a an Schlougrahm afn Eis oubm houbm und a Eiswaffel, freilig. Na Mariannele, heint tua i it schimpfn, dass du zviel essn tuasch. Dass du z´dick bisch. Na heint schimpft die Mama it.
An Schlougrahm derfsch houbm und a a Saftl. Jå a richtigs Saftl, wias die Gwåchsenen trinken. Jå a Cola derfsch heint trinken, bisch jå schån a groaßes Madl. Jå Mariannele in September wearsch 55 Joahr ålt.
Wos redsch? Dei Bruader der Siggi håt dir a Geburtstougsfescht verschprochn? Na wos der ålls dårherredt.
Sou Mariannele, woasch eh, tuasch it sou laut rejdn und låchn, wenn mår iatz dou af der Terrasse vun Kaffeehaus bei sou viel Leit hockn. In Mund tuasch dir ouputzn und die Serviette schian umhängen, wia is dir glearnt hun. Na Bussn tuasch mi iatz it, dou bei die Leit, låss dejs. Jå i woass, dass a Freid håsch åber verkråmpf iatz it a sou die Händ, sinsch kugelt der Eisbecher um oder du verschittesch ´s Cola.
Jå Mariannele i soug dir båld, wos mir heint nou tian wearn. Iatz tuasch åber långsåm trinken und dei Eis sauber ausessen und mit die Waffel it sou breaslen.
Jå i woass, dass mi gearn håsch, åber tua iatz it sou dumm, låss mi aus, mir miassn mit die Radlen nou a Schtickl dou auafoahrn. Jå dejs påcksch schon.
Sou Mariannele, guat håsch dejs gmåcht, brav håsch tretn. Schaug iatz schiabmår dejs Radl dou in Weg entlång nou a Schtickl eia. Wenn die Leit dou entn fiahr giahn, nåcha tuasch brav griassn.
Na, dej sein iatz in åndern Weg oubougn und mir giahn dou umma. Genau dou låssn mir die Radlen schtiahn, hinter dej Schtaudn, sou sicht ma se it glei vun Wejg aus. Jå iatz soug i dår´s, Mariannele.
Mit´n Zug tian mår foahrn. Jå håsch a Freid, åber hear au sou laut juutzn, sinsch dårschricksch jå ålle Viecher dou in Wåld. Woll Mariannele, dou gibt´s a an Bohnhouf. Sichsch Mariannele die Gleis?
Dou innen in den Tunnell isch der Bohnhouf.
Woll Mariannele, dou miassn mir iatz eiagiahn. I heb die fescht bei der Hånd, åber muasch ganz ruhig sein, sinsch hearn mir it in Zug kemmen. Na Mariannele it fürchtn, lei mei Hand it auslåssn und jå bei mir bleibm. Jå isch it fein mit die Sunntigschuach über die Bohnschweller giahn. Brav sein Mariannele, bei mir bleibm,
die Hånd it auslåssn.
Wou mar hifoahrn? In Vatti bsuachn. Jå håsch Recht, der Vatti isch lång schån ban Himmltata.
Woll dou kunn ma hifoahrn, genau mit den Zug. Jå it derschreckn und jå it lousreissn, a wenns nåchå dunkl und laut weard, wenn der Zug kimmb innen in Tunnell.“
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Den Unblick sich i heint nou voar mir, den wear i a nia vergessn.
Der gschockte Lokführer, a håndvoll Leit in die ougschperrtn Waggon druckn die Nousn af die Fenschter. Umadum Blaulicht. Umadum Bluat.
Die Lena schreit, schwar verletzt in Rettungsauto vu die Kollegen:
„Låssts ins decht schtearbm, wous sollen dejs Lappele uhne mi schon tian, dej kunn jå it uhne mi lejbm.“
´s Mariannele fiahr mår mit a schwarn Schädlverletzung in Notarztwougn einsatzmäßig in Schockraum vu der Unfallambulanz.
Sie isch nou über zwoa Joahr im Wåchkoma glejgn, bevoar se eingschlåffn isch.
Die Lena isch nouch 3 Wochen an die Folgen vun Unfall an a Lungenembolie in der Klinik gschtårbm.
Die knapp voarn Unfall gschtellte Verdåchtsdiagnose håt sich als gutartiger Tumor ausagschtellt.