Pauline Lindner: “Neta fünf Minutn”
Neta fünf Minutn
I woaß nu genau, damals, Anfang Dezember is´s gwen. Da erst Schnee is schwah af de Bam glegn und de stade Zeit hat angfangt. Mia han nu midn Postautobus ad Stadt gfahrn as einkaufn, oda was sunst fia Gschäftln a da Stadt gebn hat.
Also, wia i wieda einsteig zon fahrn, han de Meran scho drinn gwen an Bus. A Jeds hat se a Platzl gsuacht mit eanane volln Körb oda Taschn.
Scho hat da Fahrer d´Autotür zuamacha woin, da schnauft nu so a alts Weibal daher, in oana Hand a schwarze Taschn, a da andan a greans Kranzl mit Zapfn und lilane Bandl dran.
Miasam steigts de paar Staffl aufa und kramt schnaufat von Gödtaschl s´Fahrgöd außa. Erschöpft lasst sa se glei hint an Chafeur sein Sitz nieda. Und oiweil wieda sagt´s , wia fräh das is, dass an Bus nu dawischt hat.
Wia ma scho ad Neaht vom nächstn Doff kemman , wird´s uruahli, wetzt afn Sitz umanand und sagt zun Fahrer: „Ih bitt gar schen, kenntn´s ned bon Friedhof a wengerl stehn bleibn? Ih mecht meina verstorbenen Tochter des Kranzl afs Grab legn! Ih brauch bestimmt net länger als fünf Minuten!“
„Mei liabe Frau,“ sagt da Schaffner zu ihrer hinteri, „ des geht net, i derf neta bei a Haltstöll stehbleibn, da wiar i gstraft, wann da was passiert!“
Aba d´Frau hert´s bittn ned af. „ Bitt gar schen, wirkli neta fünf Minutn. S´Grab von meina Tochta is glei nebn an Eingang, ich halt mi gwiss net auf, i vasprichs eana!“
Gspannt wart ma alle, was geh da Fahrer iatzt tuat. Wird er af de Bitt eigehn? „I leg ja grad des Kranzl hin!“ sagts wieda.
Scho kimmt da Friedhof in Sicht. Und wirkli,- da Bus halt genau vorm schmiedeisern Eingang zum Friedhof.
„Aba schnell,“ sagt er mit rauer Stimm und macht d´Tür auf. So flink wia´s kann und s´Kranzal am Arm, is beim Tor drinn.
„Wann´s na Wort halt,“ brummt er.
Aber da kimmts a scho aussa beim Tor.
Mit nasse Augn seigts ei und sagt: „Se sand brav, iatzt hat mei Tochta do s´Kranzl kriagt und i kann ruahli zu meine Enkerl foahrn. Vergelt´s Gott, tausendmal!“
Iatzt kimmt a steile Streckn mit vü Wald.
Oba was is da vorn los?
A paar Manna rennan an Bus entgegn und schrein: „Es habts aber Glück ghabt, fünf Minutn friah, dann lag der Bus unta de Bam. Da Schnee hat´s umdruckt, mit da ganzn Last af d´Straß, vor fünf Minutn!“
Ja genau um de fünf Minutn, in de a alte Muatta ihrer Tochta an Adventkranz afs Grab bracht hat.